Geschrieben von:

Bünyamin Sarikaya

Geschäftsführer Nessy GmbH

Experte für Schwimmunterricht

Veröffentlicht: 04.11.2025

BS

Wird an deutschen Schulen Schwimmen beigebracht?

Schwimmen ist eine lebenswichtige Fähigkeit, aber wird Schwimmen eigentlich an Schulen vermittelt?  Eltern und Kinder stehen häufig vor der Frage, wann und wie sie die wichtigsten Schwimmfertigkeiten lernen. In diesem Artikel beleuchten wir den aktuellen Stand des Schulschwimmens in Deutschland, die pädagogischen Ansätze und die Herausforderungen, mit denen Schulen konfrontiert sind.


Schwimmunterricht in Deutschland – ein Überblick

In Deutschland gehört Schwimmunterricht grundsätzlich zum Lehrplan des Schulsports. Ziel ist es, dass Kinder grundlegende Schwimmtechniken erlernen, sich sicher im Wasser bewegen können und im Notfall richtig reagieren.

Die Umsetzung unterscheidet sich jedoch stark zwischen den Bundesländern:

  • Grundschulen führen in der Regel Kurse für Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren durch.

  • Kinder sollen verschiedene Niveaustufen erreichen, z. B. Wassergewöhnung, Grundfertigkeiten, das sogenannte Sicher Schwimmen oder das Seepferdchen-Abzeichen.

  • Die Zahl der Unterrichtsstunden, die Beckenzeit und die Gruppenstärken variieren stark, abhängig von der Ausstattung der Schule und der Verfügbarkeit von Schwimmhallen.


Fokus NRW – Schwimmen lernen in der Grundschule

In Nordrhein-Westfalen ist Schwimmunterricht fester Bestandteil des Grundschulprogramms. Viele Schulen setzen auf den Schulschwimmpass NRW, der den Lernfortschritt der Kinder dokumentiert. Dieser umfasst verschiedene Stufen:

  1. Wassergewöhnung und Grundfertigkeiten: Kinder lernen, sich im Wasser zu bewegen, tauchen und gleiten.

  2. Basisstufe Schwimmen: Kinder üben Brust- und Rückenschwimmen, kontrollieren Arm- und Beinschlag und entwickeln Atmungstechniken.

  3. Sicher Schwimmen: Kinder beherrschen die wichtigsten Schwimmarten, können längere Strecken sicher zurücklegen und verfügen über Rettungsgrundkenntnisse.

Zudem gibt es in NRW spezielle Förderprogramme wie „NRW kann schwimmen!“, um Kinder außerhalb des regulären Unterrichts zu unterstützen. Diese Kurse sollen sicherstellen, dass auch Kinder ohne Zugang zu Schwimmkursen die Fähigkeit entwickeln, sicher zu schwimmen.


Herausforderungen im Schulschwimmunterricht

Trotz klarer Vorgaben stehen Schulen vor mehreren Problemen:

  • Mangel an Schwimmhallen: In manchen Regionen sind Hallenzeiten begrenzt, was den Unterricht stark einschränkt.

  • Ungleichheiten bei den Kindern: Kinder aus verschiedenen sozialen Hintergründen oder mit Migrationshintergrund haben teilweise weniger Erfahrung im Wasser.

  • Personal und Qualifikation: Nicht jede Schule verfügt über ausreichend qualifizierte Schwimmlehrer oder Hilfspersonal, um Kinder individuell zu betreuen.

Studien zeigen, dass ein erheblicher Teil der Grundschüler die Schule verlässt, ohne sicher schwimmen zu können. Programme wie „NRW kann schwimmen!“ und Ferienkurse sollen diese Lücke schließen.


Fazit

Schwimmen ist grundsätzlich Bestandteil des deutschen Schulsports, in NRW besonders klar strukturiert über den Schulschwimmpass. Dennoch bleibt die Realität: Viele Kinder lernen erst spät sicher schwimmen. Eltern können ihre Kinder zusätzlich unterstützen, z. B. durch Schwimmkurse außerhalb der Schule oder regelmäßige Besuche im Freibad.

Mit der richtigen Kombination aus Schulunterricht und zusätzlicher Übung können Kinder jedoch Schritt für Schritt die Sicherheit und Fähigkeiten erlangen, die sie für lebenslanges Schwimmen brauchen.